Gelingensgeschichten

Herr Lenke, die Diakonie in Niedersachsen veröffentlicht ihre erste Zeitungsbeilage. Was steckt dahinter? 

Wir schauen zu oft auf die Dinge, die nicht funktionieren. Die Medien sind voll von negativen Schlagzeilen. Wir wollen zeigen: Auch in Zeiten mit Sorgen, Ängsten und Notsituationen muss niemand alleine sein. Es gibt Hilfe. Wir wollen die Blickrichtung wechseln und zeigen, wo es gut läuft. Wir wollen Geschichten erzählen, die Mut machen und die beweisen: Gemeinsam können wir etwas bewegen. Es kann oft ein gutes Ende geben, auch wenn es zunächst vielleicht gar nicht danach aussieht. Wir wollen Mut machen, dass sich Menschen die Hilfe suchen, die angeboten wird – zum Beispiel bei der Diakonie.

Die Diakonie in Niedersachsen ist der größte Wohlfahrtsverband des Landes. Was ist das Besondere?

Die Diakonie ist ungemein vielfältig. Wir sind in allen Lebensbereichen aktiv, von der Schwangerschaftskonfliktberatung und Kindergärten über die Altenhilfe und Hospizarbeit bis zur Sucht- und Obdachlosenhilfe. Diese Angebotsbreite und die Kreativität in der Entwicklung neuer, notwendiger Unterstützungsformen fasziniert mich immer wieder. So wird nicht nur den Menschen vor Ort geholfen, sondern auch sinnstiftende Arbeitsformen für die Mitarbeitenden entwickelt. Oder wussten Sie, dass die Dachstiftung eine eigene soziale Autowerkstatt anbietet? Oder dass es bei Bethel im Norden Wasserbüffel und Schafe gibt, die in der Landschaftspflege eingesetzt werden? 

Was begeistert Sie an der Diakonie?

Die hohe Motivation der Mitarbeitenden – seien es Haupt- oder Ehrenamtliche -, die sich für ihre Mitmenschen einsetzen. Und wie schnell es möglich ist, in der Not Angebote zu schaffen: Denken Sie etwa an die blau-gelben Treffpunkte, die seit Beginn des russischen Angriffskrieges an vielen Orten in Niedersachsen als Anlaufstelle für die geflüchteten Menschen erschaffen wurden. Oder an Angebote wie die Bahnhofsmission, die ohne Ehrenamtliche gar nicht möglich wären. 

Sie sind ja der soziale Dienst der evangelischen Kirche. Dürfen zu Ihnen nur Christen kommen? 

Wir stehen für christliche Werte. Die sind für viele Mitarbeitende noch heute Motivation. Aber man muss natürlich nicht christlichen Glaubens sein, um bei uns Unterstützung zu erfahren. Auch wenn man bei uns arbeiten will, muss man nicht zwingend in der Kirche sein, aber man muss sich mit den Werten identifizieren können. Nächstenliebe ist unsere Motivation, unser Kompass, der die Richtung vorgibt. Mit der Kirche haben wir einen starken Netzwerkpartner an unserer Seite, mit dem gemeinsam wir vieles möglich machen können. Zum Beispiel den Wärmewinter, mit dem wir ein Zeichen gesetzt haben gegen die gesellschaftliche Krise im letzten Herbst und Winter.

Wir stellen verschiedene Gelingensgeschichten vor. Was bedeuten diese Geschichten für Sie?

Ich freue mich sehr, dass all die Menschen, die wir in dieser Zeitungsbeilage vorstellen, bereit waren, ihre Geschichte zu erzählen. Das Engagement in einem freiwilligen sozialen Jahr zum Beispiel ist nicht selbstverständlich. Oder nehmen wir den angehenden Juristen, der sich entscheidet, in der Pflege zu arbeiten. Das klingt wie ein Märchen, ist aber wunderbare Wirklichkeit. Solche Geschichten brauchen wir. Und es gibt sie. Wir können hier nur einige vorstellen. Aber die stehen stellvertretend für all die anderen Geschichten des Gelingens in Niedersachsen, in denen Menschlichkeit Hoffnung gibt. Wir müssen nur genau hinschauen. Mir macht das Mut und inspiriert mich ungemein. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen.